Therapie
Die Mikrobiom-Analyse erfasst eine Veränderung in der genitalen Besiedlung verschiedener Mikroorganismen („Dysbiose“). Einige der Fehlbesiedlungen gehen mit teils unangenehmen Beschwerden, aber auch schwerwiegenden Krankheitsbildern, einher.
An erster Stelle der zu behandelnden Dysbiosen steht die bakteriellen Vaginose (BV). Diese zeichnet sich durch grau-weißen Ausfluss („Fluor“), fischigen Geruch und einen ins basische verschobenen pH der Scheide (pH>4,4) aus. Im Mikroskop findet der Gynäkologe sogenannte „clue cells“ oder „Schlüsselzellen“, die die Krankheit anzeigen.
Behandelt wird im Allgemeinen nur die symptomatische BV. Je nach Befund oder Beschwerden ist der Einsatz von Antibiotika nicht immer zwingend und lässt Raum für andere Behandlungsformen; dabei stehen die Probiotika an erster Stelle, die auch zur gezielten Stabilisierung des genitalen Mikrobioms eingesetzt werden können. Auch Hormonpräparate und Substanzen, die den pH beeinflussen, kommen zum Einsatz.
Antibiotika
Die antibiotische Behandlung der bakteriellen Vaginose (BV) ist heute weitgehend standardisiert [1]. Behandelt wird nur die symptomatische BV oder wenn eine gynäkologische oder geburtshilfliche Risikosituation vorliegt.
Wirkstoff Behandlungsschema
1. Wahl
Metronidazol (Tabletten) 2 x 500 mg oral für 7 Tage
Metronidazol (0,75% Gel) 1 x 5 g intravaginal für 5 Tage
Clindamycin (2% Creme) 1 x 5 g intravaginal für 7 Tage
Alternativ
Tinidazol (Tabletten) 1 x 2 g oral für 2 Tage
Tinidazol (Tabletten) 1 x 1 g oral für 5 Tage
Clindamycin (Tabletten) 2 x 300 mg oral für 7 Tage
Clindamycin (Zäpfchen) 100 mg intravaginal für 3 Tage
In der Schwangerschaft oder bei bestehenden Vorerkrankungen kann es zu abweichenden Behandlungen kommen.
Durch den Einsatz dieser Substanzen kann jedoch häufig keine dauerhafte Heilung der BV erzielt werden; dann kommt es zu Rückfällen und zu rezidivierenden Verläufen. Darüber hinaus kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen; einige Antibiotika hemmen auch das Wachstum der Laktobazillen, die sich durch die Therapie eigentlich wieder vermehren sollten.
Probiotika
Probiotika bestehen aus lebensfähigen Mikroorganismen, die einen gesundheitlichen Nutzen für den Menschen haben. Zum Einsatz kommen zumeist diverse Laktobazillus-Arten (ausschließlich oder in Kombination), wie zum Beispiel
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- Lactobacillus acidophilus
- Lactobacillus crispatus
- Lactobacillus delbrueckii
- Lactobacillus fermentum
- Lactobacillus gasseri
- Lactobacillus helveticus
- Lactobacillus plantarum
- Lactobacillus reuteri
- Lactobacillus rhamnosus
- Lactobacillus salivarius
- etc.
Sie können geschluckt werden („orale Gabe“) oder etwa als Creme oder Salbe an den Ort der Erkrankung gebracht werden („lokale Gabe“). Bei den lokalen Anwendungen können die Mikroorganismen auch zusammen mit Hormonen verabreicht werden.
Eine Metaanalyse aus dem Jahre 2014 [2] zeigte, dass Probiotika die Heilungsquote der bakteriellen Vaginose deutlich verbessern, insbesondere wenn sie oral gegeben werden.
In einer großen Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2019 [3] wurden auch vaginale Probiotika untersucht, deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien gezeigt werden konnten: vaginale Probiotika unterstützen nicht nur die Heilung der bakteriellen Vaginose, sondern helfen auch einen Rückfall zu verhindern.
Sonstige
Vaginale Präparate, die Milchsäure enthalten oder Substanzen, die den pH-Wert verbessern, sind ebenfalls geeignet, die Rückfallquote der bakteriellen Vaginose zu senken. Dazu gehört auch ein pflanzliches Polysaccharid („2QR-Komplex“), welches die Anlagerung von Nicht-Laktobazillen hemmt.
[1] J. Paavonen and R. C. Brunham (2018) Bacterial Vaginosis and Desquamative Inflammatory Vaginitis. N Engl J Med 379: 2246
[2] H. Huang, L. Song and W. Zhao (2013) Effects of probiotics for the treatment of bacterial vaginosis in adult women: a meta-analysis of randomized clinical trials. Arch Gynecol Obstet 289: 1225
[3] J. van de Wijgert and M. Verwijs (2019) Lactobacilli-containing vaginal probiotics to cure or prevent bacterial or fungal vaginal dysbiosis: a systematic review and recommendations for future trial designs. BJOG 127: 287